Der dritte Tag (2122 hm, 74 km)
Oberolang - Toblach - Innichen - Nemes Alpe - Kniebergsattel - Casere Melin - Passo Palombino - Val Visdende

Da das Winkelwerk, durch welches uns das Roadbook am Vortag führte unser Vertrauen in eben dieses vorerst erschütterte, wählten wir für die Fahrt nach Innichen den gemeinen Toblacher Radweg. Diese Wahl stellte sich als ausgezeichnet heraus, da dieser Radweg wunderschön verläuft und daher von uns beiden mit dem Prädikat „sehens- und fahrwert“ versehen wurde. In Innichen deckten wir uns mit Isostard Elektrolyt ein, da unsere ursprünglich mitgenommenen Reserven an Elektrolyt ihrem Ende zugingen. Bei der herrschenden Hitze tranken wir täglich jeder rund 7 Liter, ohne Elektrolytzusatz wäre das wohl nicht zu bewerkstelligen.

Nunmehr hatten wir der Plan, erneut nach demRoadbook weiter zu fahren. Hierfür mussten wir das Hotel Post in Innichen finden. Nach längerem hin- und hersuchen in den Gassen von Innichen fanden wir eben dieses Hotel just gegenüber jenem Geschäft, in welchem wir uns einige Minuten vorher mit dem Elektrolyt eingedeckt haben. Und weiter ging’s! Wir folgten dem Weg Richtung Helm, dieser ist vorbildlich beschriftet. Schade, dass das Roadbook sich kaum auf die Wegnummerierungen bezieht und sich lieber in Formulierungen wie „links gerade bergab“ verliert… Die Anstiege dieses Weges können getrost als giftig, wenngleich nicht allzu lang beschrieben werden. Nach einigen Wegen und Pfaden gelangten wir so zur Nemesalpe - trotz Roadbookfehler (links und rechts verwechselt). Von der Nemesalpe begaben wir uns auf die (Maultier-)Strasse 146 Richtung Kniebergsattel. Mit wunderschönem Ausblick auf die Sexter Dolomiten begannen wir den Aufstieg über diese alte Militärstrasse, technisch als auch konditionell ein Meilenstein unseres Abenteuers! Schließlich erreichten wir auf 2329m erschöpft den Sattel. Nicht nur einmal kam uns der grundsätzliche Irrsinn unseres Unterfangens in den Sinn. Das Glücksgefühl oben angekommen entschädigte jedoch hinreichend.

Der Sattelüberquerung folgt ein Downhill Richtung Casera Sivella bis ins Val Melin. Von dort ging’s erneut bergauf zur Casera Melin, einer etwas schmuddelig wirkenden Hütte. Hungergetrieben beschlossen wir einen Zwischenstopp einzulegen und bestellten Spaghetti Carbonara. Nach einer halben Stunde bekamen wir die allerbesten Spaghetti, die man sich vorstellen kann. Einfach perfekt. Weiters zeigte der Häuptling der Hütte reges Interesse an unserem Unterfangen und zeigte uns alle relevanten Tourziele des Roadbooks in Windeseile auf der Karte. Typisch für richtige Italiener, konnte weder er noch sonst jemand aus seiner Kommune ein Wort Englisch oder Deutsch, mit Händen und Füßen konnten wir uns dennoch wunderbar unterhalten. Gastfreundschaft wurde auf dieser Hütte tatsächlich gelebt.

Weiter ging’s dann über den Passo Palombino, keine Ahnung, wie der Aufstieg war, getrieben durch ein nahendes, mächtig grollendes Gewitter rasten wir über diesen Pass, teilweise mussten wir schieben. Beim Abstieg über den Weg 167 ins Malga Londo konnten wir unsere Regenausrüstung testen, dies sollte nicht der letzte Test bleiben. Im Tal angekommen brachen wir die Tagestour ab, da es rund um uns gewitterte. Unterkunft fanden wir im Bar-Ristorante-Albergo Miravalle.